Sonnenenergie als Chance für Afrika

Für einmal stand am Herbstanlass der solarlobby.ch nicht die Technik der Energiewende im Vordergrund. Stattdessen wollten wir an unserem Themenabend in der Stanzerei in Baden zeigen, dass die Nutzung der Sonnenenergie nicht nur einen wichtigen Beitrag zu einer sauberen Energieversorgung leistet, sondern auch eine entwicklungspolitische Seite hat. 

Eingeladen waren Vertreterinnen und Vertreter von drei Organisationen, die mit ihren Projekten zur dezentralen Energieversorgung eine Entwicklung in ländlichen Gegenden Afrikas anstossen wollen. 

Goldiland

Regula Ochsner von der Association pour le Développement de l'Energie Solaire (ADES) erklärt den Zusammenhang von Kochgewohnheiten und Umweltzerstörung.

In Madagaskar, einer Insel mit einer grossen Vielfalt endemischer Arten, kochen die Menschen bis heute auf Holzfeuern und zerstören damit jährlich 200 000 Hektaren wertvollen Wald. Regula Ochsner hatte die Insel in den siebziger Jahren als Mitarbeiterin der Schweizerischen Entwicklungshilfe (heute DEZA) kennen gelernt. Als sie 20 Jahre später zurückkehrte, stellte sie schockiert fest, dass inzwischen grosse Wälder verschwunden waren.

Seither setzt sich die Gründerin der Association pour le Développement de l'Energie Solaire (ADES) für eine Veränderung der Kochgewohnheiten ein – mit Solarkochern und Energiesparöfen, die sie vor Ort bauen und weiterentwickeln lässt. «Ein Solarkocher spart 3000 Quadratmeter Wald», sagt Ochsner, die ihr Projekt auch als Entwicklungszusammenarbeit versteht.

> Präsentation von Regula Ochsner, ADES

Die Linderung energiebedingter Armut ist das Ziel der Stiftung Solarenergie, die in Äthiopien, Kenia und Uganda elektrische Energie an Orte bringt, wo es kein Stromnetz gibt. Die netzunabhängige «Off-Grid-Solartechnik» besteht aus einem Fotovoltaikmodul, einer Batterie und einem Steuerungsgerät. Die Nutzniesser sind Kunden, denn sie erhalten die Anlage nicht geschenkt, sondern schliessen einen Mikrokredit-Vertrag ab, den sie in den folgenden Jahren abbezahlen. «Nur so entsteht die notwendige Wertschätzung», sagt Harald Schützeichel, Mitgründer der Stiftung. Die Menschen in Afrika müssten selbst bestimmen können, was für sie gut ist. «Entwicklungshilfe ist auch in Europa nötig, damit wir unsere Stereotypen über Afrika überwinden. Denn diese sind ein grosses Hindernis für die Entwicklung in Afrika.» 
> Präsentation von Harald Schützeichel, Stiftung Solarenergie
> Kurzfilm zum Projekt (mpeg4, 124 MB)

Schliesslich stellte Silvia Dingwall den Verein Caboz Action vor, der in der Côte d’Ivoire präsent ist. Er ist als «Nebenprodukt» des Fairtrade-Unternehmens Caboz AG entstanden, das im Kakaohandel für faire Preise kämpft und eng mit den Bauern vor Ort zusammenarbeitet. Der Verein ist vom Unternehmen unabhängig; er engagiert sich in den Gebieten, wo die Caboz AG tätig ist, in den Bereichen Bildung, Empowerment, Gesundheit und Ernährung. Solartechnologie setzt Caboz Action in ihrem Trinkwassersystem «Aqua Pura» ein. Sie liefert den nötigen Strom, um gesammeltes Regenwasser zu filtern und durch UV-C-Bestrahlung keimfrei zu machen.
> Präsentation von Silvia Dingwall, Caboz Action

Die anschliessende Diskussion drehte sich um die Hürden, die eine Entwicklung auf dem afrikanischen Kontinent behindern. Die wichtigste Antwort auf die entwicklungspolitische Fragestellung lautet, auf den Punkt gebracht: «Es braucht faire Preise – nicht nur in Afrika, auch bei uns.»