Solarstrom speichern – Herausforderung der Energiewende

Die solarlobby.ch hat ihre jährliche Herbsttagung dem Thema Stromspeicherung gewidmet. Im Zentrum stand die Frage, wie in der Energiewende die Versorgung mit elektrischer Energie gewährleistet werden kann.

Thomas Peyer
Im Zukunftszenario von Thomas Peyer, Geschäftsleitungsmitglied von Swisspower, spielen die verschiedenen Energieträger optimal zusammen. Foto: solarlobby.ch

Um es vorwegzunehmen: Strom kann man gar nicht speichern. Unsere Kraftwerke müssen zu jeder Zeit genau so viel Strom produzieren, wie nachgefragt wird. Tagsüber können die Spitzen dank der leicht regulierbaren Wasserkraft aus Stauseen gedeckt werden, und nachts, wenn die Nachfrage tief ist, werden heute mit den Überschüssen aus Fluss- und Atomkraftwerken Strassen beleuchtet und Stauseen gefüllt. Die Energiewende mit dem Atomausstieg und der wachsenden Bedeutung erneuerbarer Energien hebelt diesen eingespielten Mechano aus. Nicht mehr die Nachfrage, sondern die Kräfte der Natur bestimmen das Angebot. Doch die sind launisch: An einem regnerischen Tag erbringt eine Solaranlage nur einen Viertel des möglichen Ertrags. Und wenn das Mittelland im Winter wochenlang unter einer Nebeldecke liegt?

Um Stromüberschüsse zu speichern, müssen sie in andere Energieformen umgewandelt werden – zum Beispiel in kinetische wie bei Pumpspeicherkraftwerken, mit denen Tagesschwankungen ausgeglichen werden können. Um sommerliche Solarstromüberschüsse für den Winter aufzuheben, kommt aus Kapazitätsgründen nur die Umwandlung in chemische Energie infrage, erklärte Samuel Stucki, Experte für Energiespeicherung und Vorstandsmitglied der solarlobby.ch, an der gut besuchten Veranstaltung. Erprobt ist die Speicherung von Strom in Wasserstoff durch Elektrolyse; dieser reagiert mit CO2 zu Methan, das sogar ins Erdgasnetz eingespeist werden kann. Die Verluste sind allerdings hoch.

Die Zukunft braucht Netzkonvergenz

Hauptreferent Thomas Peyer, Mitglied der Geschäftsleitung von Swisspower Services, dem Zusammenschluss der grössten Schweizer Stadtwerke, erklärte in seinem Referat, wie die Pumpspeicherwerke in der Energiewende eine andere Bedeutung erlangen: Statt den Spitzenbedarf am Tag zu decken, werden sie künftig den Stromengpass in der Nacht überbrücken. Im wachsenden Anteil des Solarstroms sieht er eine grosse Herausforderung für das Stromnetz. Heute wird belohnt, wer möglichst viel Solarstrom ins Netz einspeist. Eine Eigenverbrauchsregelung, nach der die Anlagenbetreiber belohnt würden, wenn sie möglichst viel vom eigenen Strom selbst verbrauchen, würde Abhilfe schaffen. Für Peyer liegt der Schlüssel zur Energiezukunft in der Netzkonvergenz, einem optimalen Zusammenspiel der Energieträger Strom, Gas und Wärme, mit dem man das grosse Problem der saisonalen Schwankungen in den Griff bekäme. Ein Beispiel: Mit den solaren Stromüberschüssen kann im Sommer Wasserstoff beziehungsweise Methan für den nächsten Winter produziert werden. Im Winter, wenn die Sonne nur wenig Energie liefert, lässt sich damit in Wärme-Kraft-Koppelungsanlagen (WKK) dezentral Strom erzeugen. Die Abwärme kann gleichzeitig zum Heizen verwendet werden.

BatteriespeicherZum Schluss zeigte der Böbiker Solarpionier Gerhard Laube, wie er sein Haus dank einem grossen Batteriespeicher weitgehend unabhängig vom Stromnetz gemacht hat. Statt den Solarstrom mit der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) zu fördern, sollte Strom teurer sein; das würde Fotovoltaik rentabel machen und Anreize zum Stromsparen schaffen. In dem Punkt waren sich die Redner einig: Das Hauptgewicht der Energiewende muss auf der Effizienz liegen. Denn am saubersten ist der Strom, der gar nicht produziert werden muss.

> Samuel Stucki: Speicherung von Solarstrom als Herausforderung
> Thomas Peyer: Versorgungssicherheit in der Energiewende
> Gerhard Laubes Batteriespeicher (jpg)