Ein Solarkraftwerk für Obersiggenthal

Die Energiewende findet nicht im Bundeshaus statt. Sie muss hier bei uns stattfinden, in unseren Köpfen, in unserer Gemeinde, auf unseren Dächern. Das ist der Gedanke, der unserer Initiative «Ein Solarkraftwerk für Obersiggenthal» zugrunde liegt. Die Realisierung einer Gemeinschafts-Solaranlage war Thema der Herbstveranstaltung.

Solaranlage Endingen
Gemeinschafts-Solaranlage auf dem Bezirksschulhaus Endingen, realisiert vom Verein Solar Endingen. Foto: Urs Wild, Solar Endingen

Die solarlobby.ch führt Gespräche mit der Gemeinde Obersiggenthal, um das Dach eines öffentlichen Gebäudes für eine Photovoltaikanlage nutzen zu können. Bis die erste Kilowattstunde Strom ins Netz fliesst, ist es aber noch ein weiter Weg. Eine Solaranlage ist eine Investition mit einer langen Lebensdauer. Das setzt vorausschauende Planung und ein tragfähiges Organisationsmodell voraus.

An der Herbstveranstaltung der solarlobby.ch wurden wichtige Grundsatzfragen diskutiert. Wie plant und realisiert man eine Bürgersolaranlage? Welche Gesellschaftsmodelle kommen infrage, und was sind die Fallstricke eines solchen Projekts? Auf der Suche nach Antworten hat die solarlobby.ch drei Referenten eingeladen, die über einschlägige Erfahrungen verfügen.

Partizipativ dank Anteilsschein

Andreas Mahler, treibende Kraft hinter der Genossenschaft Solarzukunft Fislisbach, stellte die Ende Februar 2012 in Betrieb genommene 30-Kilowatt-Photovoltaikanlage auf dem Dach des Fislisbacher Schulhauses vor. Das Dach stellte die Gemeinde der Genossenschaft unentgeltlich zur Verfügung, doch wollte sie ausdrücklich nichts mit der Anlage zu tun haben.

In der Frage der Gesellschaftsform entschieden sich die Fislisbacher für die Genossenschaft. Eine Aktiengesellschaft hätte hohe Gründungs- und Verwaltungskosten mit sich gebracht und den partizipativen Gedanken nicht erfüllt, der den Initianten wichtig war. Ein Verein hingegen wäre ausserstande gewesen, die wirtschaftlichen Bedingungen der Gemeinde zu erfüllen, die mit Personen- und Sachversicherungen und einer Bankgarantie für den Rückbau hohe Anforderungen an die finanzielle Sicherheit stellte. «Ein skeptischer Gemeinderat sieht mehr Risiken als ein euphorischer», lautet Mahlers Fazit.

Finanziert wurde die Anlage durch den Verkauf von Genossenschaftsanteilen. Die Suche nach Investoren gestaltete sich anfangs schwierig; die ersten Aufrufe verhallten ohne nennenswertes Echo. «Je konkreter das Projekt wurde, desto grösser wurde die Bereitschaft, Geld beizusteuern», so Mahler. Und er stellte fest: «Die Rendite stand selten im Vordergrund. Es geht den Leuten vielmehr darum, etwas zu bewegen.»

Durch den Standort auf dem Schulhaus erhofft sich die Genossenschaft Solarzukunft zudem einen erzieherischen Effekt. So hat sie der Schule einen Solarkoffer mit Lehrmaterialien zur Verfügung gestellt, mit dem die Lehrkräfte arbeiten können. Die Fislisbacher Anlage hat am 11. September nach 7 ½ Monaten Betrieb das kalkulierte Jahressoll erreicht.

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Bürgerinnen und Bürger als «Strombarone»

Marco Siegenthaler vom Verein Solar Endingen stellte sein Modell «SolarGuide» vor, nach dem bereits drei Anlagen realisiert wurden – in Endingen (25 kWp, siehe Foto), Lengnau (99 kWp) und Schneisingen (57 kWp). Alle drei Anlagen befinden sich auf öffentlichen Bauten, die wegen ihrer Wahrnehmung besonders geeignet sind.
Das Organisationsmodell SolarGuide wurde für den Betrieb einer Solaranlage auf einem fremden Dach entwickelt. «Im Gegensatz zur Aktiengesellschaft, zur GmbH und zur Genossenschaft gehört die Anlage nach unserem Vereinsmodell immer den einzelnen Investoren und nicht einer Gesellschaft», erklärte Siegenthaler. «Das Angebot richtet sich an Leute, die in Photovoltaik investieren wollen, aber nicht können, weil ihnen das geeignete Dach fehlt.»

Eine PV-Anlage hat einen Zeithorizont von rund 30 Jahren, führte Siegenthaler aus. «In dieser langen Zeit ändert sich vieles – bei den Investoren und beim Gebäude, in der Technologie und im Markt. Es gibt Unvorhergesehenes und Unvorhersehbares. All das muss ein Organisationsmodell berücksichtigen.» Nach dem SolarGuide-Modell versteht sich der Verein als Mandatsträger der Investoren für den Betrieb der Anlage.

Die Verbindung zwischen Investoren und Dacheigentümern über einen so langen Zeitraum regelt das Modell SolarGuide mit Dienstbarkeitsverträgen, die im Grundbuch festgehalten werden. Damit sind die Investoren bei Handänderungen der Liegenschaft oder Veränderungen baulicher Art abgesichert.

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Lokal finanziert, lokal produziert, lokal vermarktet

Andreas Dreisiebner stellte den Verein Solarspar vor. Vor 20 Jahren als Genossenschaft gegründet, wurde Solarspar nachträglich in einen Verein umgewandelt, weil sich das flexible Gesellschaftsmodell besser eignete. Heute hat Solarspar 27 000 Mitglieder, die Hälfte davon unter 40-jährig.

Solarspar richtet seine Aktivitäten auf Gemeinden aus und begleitet sie bei Projekten, die mit lokalen Investitionsmitteln vor Ort Strom produzieren und in der eigenen Gemeinde verkaufen wollen. Die nicht gewinnorientierte Solarspar bietet sich im Rahmen einer Public Private Partnership als Partner an, um die Darlehen aus der Bevölkerung zusammenzubringen und den produzierten Strom zu attraktiven Preisen zu verkaufen. Als Gesellschaft wird sie Eigentümerin einer durch Darlehen finanzierten Anlage.

Das Solarspar-Modell zielt darauf ab, möglichst viele Solaranlagen zu realisieren. Im Vordergrund steht nicht ein finanzieller Gewinn – weder für Solarspar, noch für die Investoren, noch für die Gemeinde –, sondern der Beitrag an eine solare Energiezukunft. «Solarspar verkauft den ökologischen Mehrwert von Solarstrom an seine Mitglieder», brachte Dreisiebner den Kern des Modells auf den Punkt.

Der Verein Solarspar verwaltet heute ein Mitgliederkapital von 6,5 Mio. und ein Anlagenkapital von rund 12 Mio. Franken. Anders als im Genossenschaftsmodell und im Vereinsmodell von SolarGuide können die Investoren ihr Darlehen wieder herauslösen, wenn sie dies wollen.

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