«Wir suchen eine Vernetzung weit über die Gemeindegrenzen hinaus»

Vor gut einem halben Jahr ist in Obersiggenthal der Verein solarlobby.ch gegründet worden. Theo Flückiger, Initiant und Präsident der solarlobby.ch, erklärt im Interview, welche Ziele der Interessenverein verfolgt, was die solarlobby.ch bisher unternommen hat und wann sie sich einer breiten Öffentlichkeit vorstellen wird. 

Wer ist die solarlobby.ch?

Theo Flückiger: Die solarlobby.ch ist ein Verein in der Aargauer Gemeinde Obersiggenthal, der sich zum Ziel gesetzt hat, das Wissen über die Sonnenenergie in der Bevölkerung zu fördern und die dezentrale Nutzung dieser Energiequelle voranzutreiben. Wir stellen fest, dass in unserer Gesellschaft die Kenntnisse über die Sonnenenergie und ihre Nutzung bescheiden sind. So kennen zum Beispiel viele den Unterschied zwischen Solarwärme- und Solarstromanlagen nicht.

Welche Schwerpunkte haben Sie sich für Ihre Arbeit gesetzt? 

Neben der Förderung des Grundwissens möchten wir ganz konkret zum Bau von möglichst vielen Solaranlagen beitragen, denn wir stehen ein für eine dezentrale, nachhaltige Energieversorgung. Dabei soll wenn immer möglich das lokale Gewerbe berücksichtigt und Wertschöpfung vor Ort generiert werden. Auf der politischen Ebene setzen wir uns für solarfreundliche gesetzliche Rahmenbedingungen und für positive Anreizmodelle ein. Oft hinkt die Politik dem Zeitgeist hinterher. 

Die solarlobby.ch hat ihren Sitz in Obersiggenthal. Sehen Sie sich als lokal tätigen Verein, oder sind Ihre Ziele grossräumiger gedacht?

Ausgangslage war ein lokales Unbehagen mit der Politik unserer Gemeinde, die es nicht für nötig erachtet, ein Energiestadt-Label weiterzuführen. So haben unsere ersten Ziele einen kommunalen Charakter. Es zeigt sich aber, dass viele Themen umfassender angegangen werden müssen. Unser Energieversorger, die Elektrizitätsgenossenschaft Siggenthal (EGS), ist zum Beispiel auch für die Gemeinde Untersiggenthal zuständig, und die gesetzlichen Grundlagen wie auch Förderbeiträge sind kantonal geprägt. Das sind Gründe, warum wir eine Vernetzung weit über die Gemeindegrenze hinaus suchen. 

Die solarlobby.ch wurde vor einem halben Jahr gegründet. Was ist seither passiert?

Wir waren in den letzten Monaten vor allem mit dem Aufbau der Vereinsstrukturen beschäftigt. Wir haben ein Kontaktnetz zu Behörden, Gewerbe und EGS geknüpft und nicht zuletzt – der Name verpflichtet – eine erste Fassung unserer Homepage aufgebaut. 

An der Gründungsversammlung vor einem halben Jahr war ein grosser Unmut über langwierige Bewilligungsverfahren und Schwierigkeiten bei der Netzeinspeisung zu spüren. 

Dieses Bedürfnis haben wir aufgenommen. Obwohl der Kanton den gesetzlichen Rahmen für den Bau von Solaranlagen vorgibt, bleibt den Gemeinden ein erheblicher Ermessensspielraum bei der Beurteilung ästhetischer Belange, den sie oft zu Ungunsten der Solarenergie ausschöpfen. Die Behörden legen grosses Gewicht auf eine ansprechende Gestaltung, was ich als Architekt durchaus verstehe. Gleichwertig gilt es aber auch, die technischen Ansprüche zu beachten. Was nützt eine Anlage, die zwar schön aussieht, aber die Leistung nicht bringt?

Was braucht es, damit der Solarenergie der Durchbruch gelingen kann?

Für die Bauwilligen von zentraler Bedeutung ist Planungssicherheit. In Zusammenarbeit mit den Behörden werden wir deshalb ein Merkblatt erarbeiten, das Klarheit schaffen soll. Um solarfreundlichere Rahmenbedingungen für die Netzeinspeisung zu schaffen, sind wir im Gespräch mit der Elektrizitätsgenossenschaft Siggenthal. 

Die solarlobby.ch wirkt bisher vorwiegend im Hintergrund. Wird sie sich künftig auch in der Öffentlichkeit zeigen?

Ja, schon bald. Anfang Mai finden international die «Tage der Sonne» statt. Das ist der richtige Zeitpunkt, um uns erstmals in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Am 5. Mai 2012 werden wir im Markthof Nussbaumen, unserem lokalen Einkaufszentrum, eine Solar-Gewerbeausstellung organisieren – ein weiterer Meilenstein in unserem Vereinsjahr.